Margarita Gressl ist Inhaberin des Kreativ-Unternehmens BRAINWAVE.
Seit über 15 Jahren begleitet sie als Beraterin, Trainerin und Business Coach Menschen auf ihrem Weg zu mehr Sichtbarkeit und Erfolg. Ihre Expertise vereint kreative Gestaltung, strategische Markenführung und systematische Methodenkompetenz – eine einzigartige Kombination, die individuelle Authentizität mit professioneller Wirkung verbindet. Sie liebt es, wenn ihre Kundinnen und Kunden nicht nur sichtbar und erfolgreich werden, sondern dabei auch Spaß und Freude erleben.
Personal Branding für Selbstständige
Im Gespräch mit Brand Strategin und Autorin Margarita Gressl
Personal Branding ist für Selbstständige heute beinahe unvermeidbar. Aber wie baut man sich (realistisch!) eine Marke auf, die sich gut anfühlt und zu einem selbst passt? Und was, wenn man eher zu den ruhigen und introvertierten Persönlichkeiten gehört? Ich habe mit Margarita Gressl über all diese Fragen gesprochen. Sie ist Brand Strategin und Learning Designerin und begleitet Selbstständige auf ihrem Weg zum passenden Branding. In ihrer Arbeit legt sie besonderen Wert auf einen realistischen und machbaren Weg – denn Branding ist zwangsläufig etwas, mit dem man täglich konfrontiert ist, egal, ob man es nun bewusst in Angriff nimmt oder den eigenen Ruf ohne Zutun einfach entstehen lässt. Am Ende des Beitrags wartet noch ein Einblick in ihr Buch “Sei das WOW!” – einem wunderbaren Guide für alle, die ihr Branding selbst in die Hand nehmen wollen.

Was ist Personal Branding eigentlich?
Margarita, du hast bei deiner Lesung gesagt, Personal Branding sei in der Selbstständigkeit unvermeidbar. Aber viele fragen sich bestimmt, was Personal Branding überhaupt genau ist. Es ist zwar omnipräsent, wenn man sich in der Business-Bubble aufhält, aber genau definiert wird es selten.
Margarita: Ich finde die Beschreibung „die Gestaltung des guten Rufs“ oder “Reputationsmanagement” sehr treffend und greifbar. Man hat sowieso immer einen Ruf, aber beim Branding geht es darum, sich bewusst zu überlegen, welchen Ruf man haben möchte. Und das ist keine Show oder Manipulation, sondern ein Prozess, bei dem das Selbstbild und das Fremdbild so gut wie möglich übereinstimmen sollen. Das kann nur funktionieren, wenn es echt ist, sonst fliegt es irgendwann auf.
Personal Branding ist also etwas, das man kontinuierlich entwickelt?
Margarita: Genau. Branding ist ein Prozess, kein punktuelles Projekt. Wenn ich mich bewusst damit auseinandersetze, entwickle ich auch ein Feingefühl dafür, wann das Bild nicht mehr stimmig ist. Und das Spannende ist: Es ist kein Monolog! In der Resonanz und im Feedback anderer merke ich, ob ich in die richtige Richtung gehe oder mich missverstanden fühle. Ich nenne das in meinem Buch „Co-Kreation“.
Authentizität vs. Inszenierung: Wie geht das zusammen?
Im Personal Branding wird oft von Authentizität gesprochen. Ich habe mir Anfangs die Frage gestellt: Inwieweit geht Authentizität mit der Inszenierung einher, die beim Personal Branding stattfindet? Wie realistisch ist das Konzept der Authentizität in diesem Kontext wirklich?
Margarita: Das ist eine super spannende Frage, weil Branding immer eine Inszenierung ist. Genauso wie du dich kleidest oder schminkst. Im Idealfall betont Branding deine Stärken, zeigt aber auch genauso deine Ecken und Kanten. Ich frage meine Kundinnen und Kunden immer, welche vermeintlich schwierigen Persönlichkeitsmerkmale & Eigenheiten sie ganz bewusst zeigen möchten. Bewusst Kante zeigen ist etwas, das meiner Meinung nach oft unterschätzt wird. Es ist für einige Menschen schwierig, weil es halt auch bedeutet, dass man sich mit vielleicht polarisierenden, weniger geliebten Eingeschaften zeigt und möglicherweise Kundinne und Kunden verschreckt. Man schließt damit von Anfang an Menschen aus. Allerdings schließt man die richtigen Menschen aus, nämlich die, die sowieso nicht zu einem passen.
Außerdem werden diese Kanten manchmal auch als Schwäche gesehen. Fakt ist aber: Jede Schwäche ist auch eine Stärke und umgekehrt. Es lohnt sich, bewusst hinzuschauen und zu überlegen: Was macht meinen Zugang, meine Art, etwas zu tun, einzigartig? Sehr oft wird eine vermeintliche Schwäche zum Alleinstellungsmerkmal!

Personal Branding - “But help, I’m an Introvert!”
Das Thema Personal Branding ist in manchen Köpfen gleichgesetzt mit: Raus auf die große Bühne, sprich über dich und hol’ dir alle Aufmerksamkeit, die du bekommen kannst. Als eher introvertierte Person kann alleine der Gedanke daran schon zu Schweißperlen auf der Stirn führen. Nun hast du gesagt, Personal Branding ist die Gestaltung des eigenen Rufs. Wie kann man also als eher introvertierte Person für Sichtbarkeit sorgen? Viele haben Scheu davor, dass sie zu viel Persönliches preisgeben oder dauernd online sein müssen. Wie können sich vor allem introvertierte Selbstständige eine erfolgreiche Marke aufbauen, ohne sich zu verstellen?
Margarita: Zuerst einmal ist es wichtig, den Unterschied zwischen persönlich und privat zu verstehen. Ich kann mit persönlichen Details arbeiten, ohne mein Privatleben zu teilen. Wichtig dabei: Es muss realistisch bleiben – wenn ich online jemanden habe, der viele Einblicke gibt, und im direkten Gespräch ist das dann jemand ganz anderes, dann passt das nicht zusammen.
Das ist übrigens das Schöne an 1:1 Sessions – jemand kann dir eine nüchterne Sichtweise auf z.B. deinen Content bieten und bei der Entwicklung der Brand unterstützen. Generell sage ich, auch im Buch: Du kannst alles selbst machen – und wenn du merkst, du hast bei einem Thema überhaupt keine Lust oder dir fehlt das Wissen, dann ist das der Punkt, wo du dir Hilfe von außen holen solltest.
Eine gute Einstiegsübung ist zum Beispiel, 50 Fakten über sich selbst aufzuschreiben – kleine, belanglose Dinge, die nicht wehtun, wenn man sie erzählt, aber Anknüpfungspunkte schaffen, z.B., ob man ein Instrument gespielt oder Haustiere hat. So bietet man eine erste Basis für eine persönliche Beziehung zu den Menschen, die vielleicht später zu Kundinnen und Kunden werden.
Praxisübung aus dem Buch “Sei das WOW!”
Viele introvertierte Menschen sind ja gerne in ihrem eigenen Kopf – Analysieren, Planen und Reflektieren fällt ihnen oft leicht. Der nächste Schritt wäre das Design – damit kann man gut ins Außen gehen. Wenn du am Ende deines Brandings etwas in der Hand hast, auf das du stolz bist – sei es ein Logo, neue Fotos, Social Media Templates, eine Website oder eine Visitenkarte – dann zeigst du es auch gerne. Dieser Stolz wirkt nach innen und nach außen.
Das Brand Design ist tatsächlich oft der Game-Changer für Introvertierte, weil es ihnen ein „Hilfsmittel“ gibt, sich nach außen zu zeigen. Es ist oft der Moment, wo man vom eigenen Kopf raus in die große Welt geht. Und je öfter man sich dann mit der eigenen Brand in Verbindung bringt, desto natürlicher wird es auch.
Okay, und wenn man jetzt so richtig Bock hat, loszulegen:
Wo fängt man konkret an?
Blick auf mich selbst
Wer bin ich? Wofür stehe ich? Und was will ich eigentlich?
Blick nach Außen
Wen spreche ich an? Was braucht meine Zielgruppe?
Das passende Angebot
Wie verbinde ich diese 2 Dinge? Was ist mein Angebot?
Margarita: Aus meiner Sicht braucht es die oben gennanten Bausteine zuerst.
Wenn diese drei Punkte klar sind, geht es darum, darüber zu reden und sichtbar zu werden: Social Media, Netzwerktreffen, persönliche Gespräche. Und wenn das Ganze noch ein visuelles Design erhält, ist das ein starker Boost für die Wirkung! So würde ich das angehen.
Das Buch “Sei dein WOW!” kann dabei gut Unterstützen – Du hast es als Werkzeug für alle beschrieben, die ihr Branding erstmal selbst in die Hand nehmen wollen – und auch genau bei diesen Fragen unterstützt.
Margarita: Ja, genau. Die Idee war, den Selbstständigen ein Werkzeug in die Hand zu geben, mit dem man all diese Dinge selbst erarbeiten kann. Es ist ein strukturierter Leitfaden, der die wichtigsten Themen für Personal Branding von A bis Z abdeckt. Das Buch ist keine Ansammlung unrealistischer Erfolgsversprechen, sondern ein ehrlicher Weg, der Mut macht.
Ich sehe mich im Buch als Prozessbegleiterin – und ich erwähne auch immer wieder: “Denk über das Thema nach, aber nur für eine bestimmte Zeit. Ins Tun zu kommen ist wichtiger als Perfektion.” Und wie wir anfangs schon erwähnt haben: Branding wächst ja mit dir, es entwickelt sich ständig – erst recht, wenn man damit raus geht und Feedback bekommt. Und damit meine ich nicht klassisches Feedback auf eine konkrete Frage, sondern: Was wissen Menschen über dich und deine Arbeit, wenn sie mit dir ins Gespräch kommen? Wofür bist du bekannt? Was sagt man über deine Arbeit? Und daran kannst du auch realistisch messen, ob dein Branding für dich arbeitet, oder ob du nachjustieren musst.
Und Apropos Realität – das Buch enthält auch ehrliche Einblicke von Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Fun Facts rund um das Thema Branding, die nochmal einen ganz eigenen Blick aufs Thema geben.